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Ein digitaler Trend: Digital Detox.

Digital Detox ist ein wachsender Trend. Das verwirrt. Denn Trends, so haben wir in den letzten Jahren gelernt, verbreiten sich über Social Media.

Vielleicht ist es meine Filter Bubble, aber YouTuber und andere große Influencer posten ihr „30 Day Digital Detox“ Video. Auf Social Media.

Das Ganze erinnert ein wenig an eine Speakeasy Bar mit Instagram Account.

Ich glaube, es gibt einen wirklichen Wunsch nach digitalem Detox. Es fängt langsam an. Man kann die Irrungen und Wirrungen von KI nicht ganz einschätzen, der Lärm der Algorithmen nervt auch, es wird zu viel. Mal abschalten, zumindest für eine Zeit.

Es gibt Bars, die praktizieren ein „Hide your Phone, enjoy your drinks“ seit Jahren elegant. Andere Gastronomien springen jetzt auf den Trend auf.

Ob Menschen digital detoxen oder nicht, ist mir als Barbetreiber eigentlich recht egal. Wenn man einen Trend nutzen kann und möchte, bitte schön.

Wichtiger finde ich hingegen, ob Verhaltensweisen andere Gäste stören – und die Privatsphäre. Ein Erinnerungs-Gruppenfoto im Laden machen wir gerne. 10 davon mit Blitz nerven, und wir sprechen die Gäste an. Interessant werden "Brillen" und weitere technische Spielereien, bei denen wir nicht mehr sicher sein können, ob das die Privatsphäre unserer anderen Gäste stören wird.

„Sorry, keine AI-Brillen.“

„Aber ich kann ohne Brille nicht sehen.“

„🤷‍♂️“

Wie wir damit umgehen werden, wird die Zeit zeigen.

Ich glaube, digitaler Detox tut jedem gut. Die Dinge einmal wieder in voller Aufmerksamkeit zu genießen. Sich einer Sache ablenkungsfrei hinzugeben.

Aber, wenn wir diesen Trend oder auch eine ernst gemeinte Ansicht aufnehmen wollen, sollten wir bei uns selber anfangen. Ich sehe immer mehr Lokale, wo die Mitarbeitenden nicht mehr in der Lage sind, 30 Minuten zu arbeiten, ohne ihr Smartphone zu checken.

Die Runde ist gedreht, der Drink serviert, ab in die Ecke ans Smartphone. WTF.

Das betrifft natürlich nicht nur die Gastronomie. Aber in Berufen mit Kundenkontakt fällt es halt am ehesten auf.

Ich glaube, das, was beim digitalen Detox eintritt, ist Zufriedenheit. Aber:

Kannst du ein paar Stunden arbeiten, ohne die Außenwelt zu checken, ohne dich abzulenken? Kannst du deiner Arbeit ungeteilte Aufmerksamkeit schenken, sie und damit auch die Gäste und alles genießen, in den Flow kommen? Nicht nur physisch anwesend sein, sondern „ganz da“?

Ich bin da auch nicht perfekt. Ob meine Gäste ihre "Quality Time" in meiner Bar mit voller Aufmerksamkeit genießen, ist, solange sie niemanden stören, Ihr Problem.

Aber ob ich meine Anwesenheit, meine Arbeit, in der Bar genieße, kann ich selber steuern. "Arbeit genießen" wird, glaube ich, eher nicht zum Trend. Dabei bringt das große Zufriedenheit.