LAP COFFEE ist das Feindbild, das der Bar noch fehlt.

Seit ein paar Wochen sorgt LAP Coffee für Schlagzeilen. Und ähnliche Konzepte wie Plex Coffee oder die Cheap Coffee Company vom geschätzten Cihan Anadolglu.
Die Idee ist einfach: Guter Kaffee muss nicht teuer sein und kann trotzdem ein Erlebnis sein.
Neue Generationen von Vollautomaten und Kaffeetechnik machen Baristas hier überflüssig. Wichtiger wird eher ein DJ, der gute Musik im Coffeeshop auflegt. Espressos kosten 1,00 oder 1,50 €, Cappuccinos 2,50 Euro.
Menschen, die aus ihren exklusiven Großstadtwohnungen gerne über Gentrifizierung schreiben, sehen hier einen Angriff auf das Kulturgut Kaffee. Im Falle von LAP kommen große internationale Investoren, die kleine Unternehmen verdrängen. Ein Kampf der Fast Fashion im Kaffeebecher!
Ich sehe die Entwicklung weniger dramatisch.
Der Markt wird das regeln: Die "preiswerten" Kaffee-Event-Ketten werden weiter stark wachsen, eben weil viele Gäste einfach nur schnell guten Kaffee wollen und nicht immer den kompletten "Deep Dive" in die Welt eines Baristas. Die Welt verändert sich, die Konsumenten auch.
Aber auch der High-End-Bereich wird weiter existieren. Dort werden Kaffeeliebhaber und Fans ihre Rituale pflegen. Man wird die Qualität zu schätzen wissen - und auch bezahlen.
Verlieren wird das Mittelmaß. Das ist schwierig, wenn man sich selbst zur Spitze zählt, die Kunden einen aber mittlerweile anders verorten. Ich spreche von mäßigem Kaffee, wenig Service und einem langweiligen Erlebnis zu einem hohen Preis.
Die Technik und der Zeitgeist sorgen hier für Disruption. Der Beruf des Baristas wird exklusiver, denn weniger Plätze werden solche echten Profis benötigen.
Gleiches, so mein Eindruck, findet seit einigen Jahren im Bereich Cocktail statt. Es hat noch kein Gesicht, kein Feindbild wie LAP. Aber die Prozesse sind die gleichen. Gute Cocktails werden demokratisiert: Pre-Batched, On Tap, Ready to Drink. In vielen Cafés, Clubs und auf Events gibt es jetzt gute Drinks. Und dank Technik und Personaleinsparungen werden diese immer preiswerter.
Ein hochpreisiges, aber mittelmäßiges Angebot war noch nie ein gutes Geschäftsmodell – egal, ob man Kaffee oder Cocktails verkaufen will. Du wirst dich, sowohl als Betreiber als auch als Arbeitnehmer, klar positionieren müssen. Entweder bietest du hochwertiges Handwerk und einzigartige Atmosphäre oder ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Als Bartender bedeutet das: Entweder beherrschst du dein Handwerk richtig gut, begeisterst Gäste und sorgst für Mehrwert. Oder die fünf „on Tap“ Cockails werden deinen Job in der Restaurant Bar überflüssig machen.
Der Konsument ist bei Kaffee und Cocktails mittlerweile sehr gut aufgeklärt. Er kann selbst entscheiden, welche Qualität welchen Preis wert ist.
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