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Pancakes "jrgmyr" - Effizienz und Qualität

Pancakes "jrgmyr" - Effizienz und Qualität

Sonntagmorgen. Spätes Frühstück machen. Die Tochter ist zum Rührei-Profi angewachsen. Sie macht Rührei. Ich beobachte sie.

Sie bricht die Eier. Separiert das Eiweiß vom Eigelb. Um dann das perfekt getrennte Eigelb aus der Schale ebenfalls in das in der Schüssel aufgefangene Eiweiß zu geben. „Was machst du da?“ „Hab ich bei „Mutter von X“ gesehen. Wenn sie Pancakes macht, separiert sie Eiweiß von Eigelb und schlägt das Eiweiß getrennt auf.“ „Aha“, sage ich, „dadurch werden die Pancakes fluffiger, oder?“ „Ja“, sagt sie und trennt weiter Eier, um sie dann wieder zusammenzuführen. Übung macht den Meister. Why not? „Und“, frage ich, „sind sie ultra fluffig?“ „Sind gut“, sagt sie. „Aber unsere sind besser.“

Ich lache. Kleiner Stolz-Moment. Beobachte sie. Oder ist sie einfach nur verdammt charming?

Egal.

Sich im Stolz sonnen ist sonntags eine gute Idee.

Ich denke über das Gesagte nach. Und mir fallen unweigerlich zwei Parallelen zur Barwelt ein.

Aber vorab muss ich dir meine Pancake-Situation erklären, damit wir eine Sprache sprechen.

Meine Frau hat kanadische Wurzeln. In dem Teil der Familie wurden und werden uns oft gute Pancakes serviert. Irgendwann waren Kanadier bei uns zu Besuch. Ich fühlte mich berufen, Pancakes zu servieren. Also musste ich mir ein Pancake-Rezept und eine Strategie erstellen.

Ehrlich gesagt habe ich wenig Ahnung von Pancakes, aber schon etliche gegessen. Dabei sind mir zwei wichtige Punkte aufgefallen: Es geht um die Fluffigkeit, ums Aufgehen, um Leichtigkeit. Dabei ging es mir nicht um Fluffigkeits-Eskalation, wie man sie nunmehr oft auf Social-Media-Kanälen sieht, aber um einen soliden, fluffigen Frühstückspancake. Also: Fluffigkeit war Ziel Nr. 1.

Außerdem erinnere ich mich an einige Pancakes, die mir besonders gut geschmeckt haben. Und auf Nachfrage wurde mir gesagt, dass diese einen Teil Naturjoghurt enthalten haben, was ich in die Findung meines Pancake-Rezeptes einfließen ließ.

Vor einigen Jahren also, ging es um gute Frühstückspancakes für die Familie und ich stellte mir mit zwei, drei Google-Vorstößen und der Idee, Joghurt einzubauen, ein Basis-Rezept zusammen, was sich seitdem in unserer Familie hält, ohne es je perfektioniert zu haben. Et voilà: Pancakes "jrgmyr".

Dann ging es darum, Fluffigkeit in die Masse zu bringen. Es bedurfte einiger Feldforschung, was die Hitze der Pfanne angeht. Ich habe bemerkt, dass etwas weniger Hitze und mehr Zeit dem Ganzen zuträglich sind. Natürlich Butter in die Pfanne, nicht zu viel Teig, lieber etwas kleiner. Die Fluffigkeit war gut, aber nicht immer garantiert. Den Gamechanger brachte meine Frau: Wenn man das Ganze in der Pfanne macht und den Deckel auflegt, gelingt die Fluffigkeit nahezu immer. Perfekt.

Seitdem hält sich das schnell zusammengebastelte Hausrezept und die Zubereitungsmethode im Haus und sorgt für ein sehr befriedigendes Frühstückserlebnis.

Die gedanklichen Parallelen zur Barwelt waren heute für mich folgende:

Perfektion

Ich habe das Rezept nie zu Ende gedacht, sondern einfach „benutzt“. Es macht den Job. Aber wenn ich das auf meinen Beruf bzw. die Gastronomie übertragen sollte, kann man dort nicht aufhören. Zumindest nicht, wenn man etwas Außergewöhnliches servieren möchte. Man muss irgendwo anfangen und dann testen und verbessern. Dabei geht es in den seltensten Fällen darum, die Dine komplexer zu machen, sondern darum, die Basis zu prüfen und zu verbessern. Welches Mischverhältnis gäbe die perfekte Konsistenz? Welches würde eventuell einfacher und besser, fluffig werden? Welche „Ziehzeit“ des banalen Backpulvers wäre perfekt? Welches Verhältnis von Joghurt zum Rest gäbe einen Extra-Kick? Die Basis, mit der man anfängt und bereits „zufrieden“ ist, lässt oft, wenn man darüber nachdenkt, sehr viel Platz für Perfektion, ohne dabei noch mehr, noch komplexer zu werden. Wer Perfektion will, muss das Einfache infrage stellen und testen. Komplex ist selten perfekt.

Geht es einfacher?

Gut, gehen wir einmal davon aus, dass die Tochter dem etwas müden Vater nach der Samstagabend-Schicht nicht nur einfach schmeicheln wollte, war die Methode, mit der wir fluffige Pancakes herstellen, schneller und einfacher als die Methode, bei der Eigelb und Eiweiß getrennt und ausgeschlagen wurden – und geschmacklich besser.

Das erinnert mich an vieles, was wir oft in der Gastronomie falsch machen, und vieles, was ich bei Kollegen sehe. Komplexe Techniken und Aufwand werden betrieben, aber das Ergebnis ist nicht besser. Hausgemacht und selbstgemacht ist nicht unbedingt besser als gut gekauft. Die neue, tolle Arbeitstechnik ist vielleicht gut fürs Ego, aber nicht wirklich ein Gewinn für das Ergebnis. Es gilt, sich von Zeit zu Zeit einmal zu prüfen, infrage zu stellen, ehrlich Feedback einzuholen und sich zu fragen: Geht es nicht einfacher? Machen wir Dinge zu aufwendig?

Vielleicht werde ich an zukünftigen Sonntagen die Zeit finden, mein "jrgmyr"-Pancake-Rezept systematisch zu testen und zu verbessern. Feldforschung im kleinen Rahmen. Wer weiß, vielleicht schlummert in der Einfachheit noch unentdecktes Potenzial für Perfektion – oder zumindest für einen weiteren Zentimeter Fluffigkeit. Denn auch wenn ein Familienfrühstück kein Business ist, die Prinzipien von Effizienz und Qualität gelten überall.