Corona Bar Business in Zahlen.

Wie viel habt Ihr eigentlich mit Eurer Bar während Corona verloren? Wie waren Eure "zahlen" während der Corona Pandemie?

Corona Bar Business in Zahlen.
Aufstellung der Kernzahlen 2019, 2020, 2021 und 2022 Lion Barbetriebe GmbH

“Wie war eigentlich Corona für Euer Bar-Business?” Diese Frage habe ich nach meinem letzten Text hier von einigen von Euch per Mail erhalten. Kurze Antwort: Im Vergleich zum Referenzjahr 2019 hat die Lion Barbetriebe GmbH in den “Corona-Jahre” 2020, 2021 und 2022 in Summe einen Nettoumsatzverlust von ca. minus 2.104.882 Euro. Ich hatte mir Umsatzmillionär immer “positiver” vorgestellt.

In den drei Corona-Jahren haben wir mit der GmbH ein operatives Betriebsergebnis von - 347.856,80 Euro (nicht) erwirtschaftet. Wenn wir den “Gehaltsverzicht” von 126.000 Euro der Geschäftsführung in 2021 und 2022 einbeziehen würden, wäre das operative Ergebnis für den Zeitraum ca. -473.000,00 Euro, wer es einfach mag: knapp ne halbe Millionen.

Umsatzaufstellung 2019, 2020, 2021 und 2022 Lion Barbetriebe GmbH

Hier die Aufstellung von einigen Kennzahlen der Lion Barbetriebe GmbH. Jeweils für vier Jahre, die drei Corona-Jahre und des Referenzjahres 2019. Bitte beachte auch die darauffolgenden Erklärungen zu den Zahlen. Denn keine Zahlen ohne Kontext!


2019

%

2020

%

Umsatzerlöse  *1

1.391.759,74 €

100.00%

730.531,99 €

100.00%

Material / Wareneinkauf *2

329.861,18 €

23.70%

189.433,11 €

25.93%

Personalkosten *3

749.963,50 €

53.89%

462.767,93 €

63.35%

Raumkosten *4

172.732,39 €

12.41%

149.857,83 €

20.51%

Operatives Betriebsergebnis *5

39.125,09 €


-179.557,87 €


(ohne Abschreibung)






2021

%

2022

%

Umsatzerlöse  *1

426.819,13 €

100.00%

913.046,10 €

100.00%

Material / Wareneinkauf *2

123.512,71 €

28.94%

218.966,53 €

23.98%

Personalkosten *3

227.862,60 €

53.39%

472.060,16 €

51.70%

Raumkosten *4

135.303,83 €

31.70%

139.984,06 €

15.33%

Operatives Betriebsergebnis *5

-135.643,50€


-32,655,43 €


(ohne Abschreibung)






Kurz einige notwendige Erklärungen zu den Zahlen:

Die Zahlen entstammen unseren betriebswirtschaftlichen Auswertungen, Stand Januar 2023 der Lion Barbetriebe GmbH. Da wir 2021 und 2022 noch nicht bilanziert haben, kann es hier noch zu Änderungen kommen. 2019 gilt hier als Referenzjahr “vor Corona”. Es zeigt das “normale Löwen Business” ohne Einschränkung der Gewerbefreiheit durch staatliche Pandemie Maßnahmen als Vergleichswert.

Zu den Jahren: Ab März 2020 haben sehr starke Corona-Maßnahmen das Geschäft mehrmals ausgesetzt oder stark reglementiert. Gerade das Business von Bars und Nachtgeschäft wurde in Hamburg sehr lange und ausgesprochen stark reglementiert. Oft auch unnötig und sinnlos. Diese Überregulierung-Wut für die Nachtgastronomie gab es in Hamburg über das ganze Jahr 2021 und bis in den Sommer 2022. Für viele Gastronomien in Hamburg endeten die meisten Einschränkungen mit dem einsetzenden Sommer 2022.  Auch wenn sich der Hamburger Senat hier lange vor eindeutiger Kommunikation und dem Mut zur Verantwortung durch klare Aussagen drückte.

Da die Bar Le Lion aber fast keine Außengastronomie betreibt bzw. diese in 2022 durch eine große Baustelle und unnötige DIXI Klos vor der Tür und ein überraschendes Verbot im August 2022 sehr eingeschränkt wurde, kann man für den “Löwen” ab September 2022 wieder von relativ “normalen” Geschäft sprechen.

Ich habe Dir in einem anderen Text über die Lion Barbetriebe GmbH bereits beschrieben, dass die Lion Barbetriebe GmbH bis September 2022 zwei Bars (Le Lion • Bar de Paris und die Boilerman Bar am Eppendorfer Weg) betrieben hat und seit September einzig das “Le Lion” betreibt. Das ist gerade was die relativen Zahlen im Vergleich der Kennzahlen angeht, wichtig.

*1 Umsatzerlöse: Das sind die netto Umsätze aus unserem reinen Bar-Geschäft, dem eigentlichem Unternehmenszweck. Darin enthalten sind keine Sondererlöse aus z. B. Zinserlösen, sonstige neutrale Erträge oder Assetverkäufe wie z. B. die Erlöse aus dem Verkauf der Boilerman Marke oder die Erlöse aus dem Verkauf der Boilerman Bar. Darin enthalten sind auch keine Corona-Hilfen.
Zu den sogenannten Corona-Hilfen werde ich wahrscheinlich noch einen Text schreiben. Wie bei vielen mir bekannten Gastronomiebetrieben werden oft große Teile dieser Hilfen seit 2022 zurückgefordert. Auch bei uns sind da noch Rückzahlungen in der Schwebe. Diese Rückforderungen sind teilweise suspekt bzw. beruhen meiner Einschätzung nach auch auf nachträglich geänderten Regelungen. Erscheint mir nicht “rechtsstaatlich”, ist aber aktueller Stand der Dinge und hat anscheinend “gereicht”, um in der Presse und bei weiten Teilen der Bevölkerung den Eindruck entstehen zu lassen “Denen wird schon geholfen”. Aber da hier vieles noch nicht eindeutig geklärt ist, kann ich erst später zu den Coronahilfen schreiben. Mich würde sehr Deine Erfahrung für Deinen Betrieb interessieren. Zahlt Ihr Hilfen zurück? Warum? Freue mich auf Deine Nachricht!

*2 Material / Wareneinkauf: Die Konzepte Boilerman Bar und Le Lion sind vom Wareneinsatz verschieden. Aber die Zahlen betreffen bis September 2022 beide Bars in Summe. Grundsätzlich sind die Wareneinsätze durch die Maßnahmen nicht sehr aussagekräftig. Viel “auf und zu” kostet Ware oder lässt Ware verderben und ablaufen. Man sieht das gerade im Jahr 2021.

*3 Personalkosten: Wir haben über die gesamte Coronazeit keine Mitarbeiter entlassen. Daher mögen die Zahlen irritieren. Denn auf den ersten Blick sind die Personalkosten in den Corona-Jahren dafür “absolut” gesehen sehr niedrig. In die Personalkosten wurde korrekterweise kein Lohn, der mit Kurzarbeitergeld kompensiert wurde, eingerechnet. Bedeutet: Der Staat hat unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen an den Tagen, an denen wir Maßnahmen bedingt schließen mussten, bei Arbeitsausfall Kurzarbeiter Geld gezahlt. In 2020 und 2021 mussten die Bars in Hamburg sehr viele Monate schließen. Immer wenn wir wieder “geöffnet” hatten, also Umsatz gemacht und Mitarbeiter gearbeitet haben, wurden diese Personalkosten wieder von unserer GmbH getragen. Das bedeutet: Jede bei uns gearbeitet Stunde haben wir gezahlt. Uns war wichtig, insbesondere auch für die “Marke” Le Lion und unsere Mitarbeiter, die Bar Le Lion bei jeder noch so kleinen Maßnahmenlücke umgehend wieder zu öffnen. Egal, ob das wirtschaftlich war. “Auf machen und haben” war und ist für mich ein wichtiges Statement. Ich feiere die Gastronomie Kollegen hart, die hier keine Chance ausgelassen haben. Danke!

Die Boilerman Bar war deutlich länger geschlossen, da aufgrund der räumlichen Aufteilung und der damit verbundenen Verordnungen ein “Öffnen” fast unmöglich war.

Der Form halber sei erwähnt, dass die Personalkosten in 2021 und in 2022 mit den anderen Jahren nicht vergleichbar sind, da Rainer und ich hier einige Monate komplett auf unser Gehalt verzichtet haben. Vor der Pandemie hatten wir uns Geschäftsführer Gehälter von 4500 Euro brutto gezahlt. Ab Dezember 2020 haben wir, um die Liquidität der Firma zu erhalten, komplett auf unser Gehalt verzicht. Seit Juli 2021 zahlen wir uns bis heute ein deutlich geringeres Gehalt von 2500 Euro brutto pro Person. Da wir als  “Selbstständige” Gesellschafter-Geschäftsführer unsere Krankenkassen nicht durch die Firma, sondern privat zahlen (auch in den Monaten, in denen man sich kein Gehalt zahlt), kann man das Brutto-Gehalt aus Sicht der GmbH in diesem Fall nahezu ohne Nebenkosten rechnen. Im Jahr 2021 habe ich also auf ca. 39.000 Euro Bruttogehalt verzichtet. Im Jahr 2022, verglichen mit meinen 2019er Gehalt auf 24.000 Euro. Mein Partner ebenfalls. Wir haben der Firma somit im Jahr 2021 -78.000 Euro Personalkosten “erspart”. In 2022 -48.000 Euro. Wenn man die Jahre real vergleichen möchte, müsste man also 2021 die 78.000 Euro Personalkosten hinzurechnen, und wir hätten Personalkosten von +71% in 2021 gehabt.  Und im Jahr 2022 +48.000 Personalkosten. Wären dann ca. 56,5 % Personalkosten. Zum Verständnis: Selbstständige und Gesellschafter-Geschäftsführer haben keine Corona-Unterstützung erhalten. Das bedeutete: Die GmbH konnte uns zwar ein Gehalt zahlen, auch wenn die Bar geschlossen war. Für diese Kosten gab es aber kein Kurzarbeitergeld oder andere “Unterstützung”.

Wichtig ist im Zusammenhang “geringere Personalkosten” durch Gehaltsverzicht aber eine ganz andere Zahl, die hier nicht in den Zahlen auftaucht. Der ungefragte, staatlich verordnete Gehaltsverzicht der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hatten, wenn die Bars geschlossen waren, ein Kurzarbeitergeld von 60% erhalten. Bedeutet: Du bekommst 60% deines Gehaltes. Später, bei sehr langen Schließungen, wurde das auf +70% angehoben. (Fehlendes Trinkgeld lasse ich mal aus der emotionalen Debatte heraus). In Hamburg waren das sehr viele Monate während der gesamten Corona-Jahre, an denen die Mitarbeiterinnen nicht arbeiten konnten. Mitarbeiter von Bars, Clubs und andere Nachtgastronomie wurden hier unnötigerweise durch die fehlerhafte Corona-Politik des Hamburger Senates viele Monate länger als Restaurants, Hotels und viele andere Branchen gegängelt.

*4 Raumkosten: Die Raumkosten schwanken über die beiden Corona Jahre 2020 und 2021 und sind in absoluter Höhe geringer geworden. Dies liegt daran, dass uns langjährige Vermieter entgegengekommen sind. Ohne dies wären die operativen Verluste in den Coronajahren 2020 und 2021 noch um 20.000 Euro bis 35.000 Euro höher ausgefallen. Für 2022 ist anzumerken, dass ab September für die Boilerman Bar Eppendorf keine Miete mehr angefallen ist, da die Bar übertragen wurde.

*5 Operative Betriebsergebnis ohne Abschreibungen: Dies sind wie oben beschrieben, die Ergebnisse aus dem operativen Geschäft auf Basis der erwähnten Umsatzerlöse. Ich habe hier die Abschreibungen herausgenommen. Warum? Glaubensfrage. Abschreibungen sind Wertminderungen von Vermögensgegenständen des Anlage- und Umlaufvermögens. Bedeutet: Wenn man einen “größere Anschaffung” macht, darf diese je nach Art und Höhe des Investments nicht komplett in dem Investitionsjahr vom Gewinn abgezogen werden. Sondern man erhält über viele Jahre “Abschreibungen”, die in den Büchern stehen und dafür sorgen, dass man in den Folgejahren der Investition weniger Steuern auf seine Gewinne zahlt. Da wir in 2015/2016 den Pine-Room im ersten Stock umgebaut haben, haben wir allein schon durch diesen Umbau derzeit jedes Jahr höhere Abschreibungen, die ein Ergebnis anders darstellen. Sicherlich hatten wir in den Coronajahren auch kleinere Investitionen, aber aus den Investitionen aus den “Vor-Coronajahren” sind das ca. 30.000 Euro Abschreibungen pro Jahr, die die Jahre 2020, 2021 und 2021 für außenstehende noch schlechter dargestellt hätten, aber eher als buchhalterischer Wert zu sehen sind bzw. keinen Abfluss von Liquidität bedeuten.

Grundsätzlich gilt: Klappe zu, Affe tot.


So, ich hoffe, ich konnte damit die Fragen “beantworten”. Am Ende des Tages sagen solche Zahlen viel und gar nichts. Wenn Du “Subscriber” von 7cl-business.de bist, freue ich mich auf Fragen per mail.

Wichtig ist jetzt: HeiterWeiter! Wir können die Vergangenheit nicht mehr ändern. Es gilt immer den Blick in die Zukunft zu legen und die Zukunft zu gestalten.

Und diese ist einerseits gut. Die Bar ist voll. Die Gäste haben Bock. Es wird getrunken, wie selten. Zumindest bei uns. Und auch wenn Trends wie der DRY JANUARY viel besprochen werden, gab es bei uns noch nie einen umsatzstärkeren Januar als den in 2023. Und das lag nicht am Verkauf “alkoholfreier” Getränke. 7cl sind nicht nur Business - sondern auch Liebe.

Aber: auch wir “kämpfen” mit stark gestiegene Kosten an sehr vielen Positionen und viele weitere kleine und mittlere Herausforderungen erfordern gerade unsere Aufmerksamkeit. Und notwendige Weiterentwicklungen, wie wir unser Bar-Business in den nächsten Jahren umgestalten wollen, müssen wir jetzt noch verstärkter vorantreiben. Effizienz - du gute alte Schulfreundin.

Und während die letzten Monate des “letzten” Corona-Jahres 2022 noch viele verschleppte Kosten mit sich brachten und eine monatsgenaue Auswertung schwierig machten, ist aber auch nach den Januarzahlen klar: Wieder gute Umsätze, leider noch kein Gewinn.

Wo got some work to do baby! Und damit geht es hier jetzt in Kürze bei 7cl.business.de weiter. Ich werde im nächsten Newsletter mit Euch unsere Januar Zahlen und Referenzwerte des “Löwen” teilen und freue mich auf Austausch. Falls Du jetzt noch nicht “Subscriber” bist -> dann jetzt aber zack zack.

Und jetzt wünsche ich Dir gute Umsätze und gute Gewinne.

Hier findest Du den Text, der die ersten 16 Jahre der Lion Barbetriebe GmbH beschreibt.

Und kleiner Reminder: wenn Du mir Deine Erfahrung mit den sogenannten Corona-Hilfen in Deinem Betriebe schreiben möchtest, freue ich mich auf E-Mail.

Abschließen noch ein Haftungsabschluss und Hinweis: Ich bin weder Notar, Rechtsanwalt noch Steuerberater, sondern Unternehmer. Ich schreibe hier von meinen Erfahrungen und wie ich mein und unser Business in der Praxis gestalte. Für verbindlichen Rat empfehle ich immer einen Rechtsanwalt, Steuerberater bzw. Notar.