Warum ich als Gastronom das Bargeld abschaffe

Warum ich als Gastronom das Bargeld abschaffe
Existenzbedrohung Bargeld

7-cl Business - Newsletter #4


Ich weiß, es ist einige Zeit her, dass der letzte Newsletter kam. Aber bei mir ist viel passiert. Und ehrlich gesagt sind die Zeiten für meinen gastronomischen Betrieb gerade schwierig. Oder sagen wir "herausfordernd". Da will ich gar nichts beschönigen. Die Bar ist gut besucht, die Gäste haben Lust zu trinken, aber die Kosten sind an sehr vielen Punkten extrem gestiegen. Und deswegen gehe ich gerade viele Themen an. Kosten in den Griff bekommen, effizienter werden, den Laden auch an ruhigen Tagen besser auslasten. Natürlich niemals auf Kosten der Qualität.

Eines meiner aktuellen To-dos habe ich mir für heute "herausgegriffen". Für "uns". Um das hier mit dir zu besprechen. Und ich würde mich über deine Mithilfe freuen. Denn das Thema ist komplex, und ich habe noch nicht alle Fragestellungen gelöst und freue mich auf bereits gemachte Erfahrungen.

Kurz gesagt: Ich möchte das Bargeld als Zahlungsmittel in meiner Bar Le Lion abschaffen.

Gesellschaftlich gesehen ist das für einige ein "heikles" Thema. In der Praxis ist Bargeld für uns kein relevantes Zahlungsmittel mehr, je nach Betrieb. Wir haben bereits jetzt sehr wenig Barzahlungen. Es gibt Abende mit weniger als 10%.

Ich habe gestern auf meinen Social-Media-Kanälen mit dem Thema "Bargeld abschaffen" für diesen Newsletter geworben. Nach wenigen Stunden kamen schon zwei, drei recht harte Anfeindungen per Direktnachricht. Man bezeichnete mich als Loser, meinte, es wäre meine Pflicht, für Freiheit statt staatlicher Überwachung zu "kämpfen", und dass man meine Bar jetzt meiden würde usw.

Bargeld bedeutet für viele Freiheit. Das stimmt. Als Bürger würde ich mir wünschen, dass die Gesellschaft nicht mit Vollgas auf die Abschaffung solcher Freiheiten zusteuert. Aber als Unternehmer habe ich, gerade nach dem Corona-Wahn, bei dem Bars und Nachtgastronomie von der "Gesellschaft" komplett vergessen wurden, ganz andere Probleme. Ich muss mein Unternehmen schützen, die Arbeitsplätze meiner Mitarbeiter erhalten und schlichtweg meine Existenz vor dem Finanzamt und einer staatlichen Willkür namens "Bargeldintensiver Branche" sichern.


Ich verstehe die Angst, die ein Symbolbild wie Bargeld mit dem Verlust von Freiheit gleichsetzt. Und ich habe ganz sicher, gerade nach der Pandemiezeit, nicht allzu viel Vertrauen in staatliche Stellen bzw. in unsere Politik. Aber beim Thema Bargeld ist der Zug seit vielen Jahren aus dem Bahnhof. Das wird ohnehin "abgeschafft" - ganz ohne offizielle Entscheidung.

Ich möchte mit diesem Newsletter und den darauf folgenden Newslettern zum Thema "Bargeld in meiner Gastronomie abschaffen" inspirieren und Austausch anregen. Achtung: Dies ist ein Mitmach-Newsletter. Er lebt von deinem Feedback.

Dies ist keine "Anweisung" für alle Gastronomiebetriebe. Jeder soll machen, was er will. Andere Konzepte erfordern unterschiedliche Gestaltungen. Neben vielen realen Themen, die Bargeld, wenn man es real betrachtet, "teurer" als Kartenzahlungen mit ihren Gebühren machen, ist der große Elefant im Raum die existenzvernichtende Gefahr, die dir als "bargeldintensive Branche" vom Finanzamt droht. Also: Starten wir mit unserem liebsten Freund:

Ein besonderer Geschäftspartner für die Gastronomie : Das Finanzamt

Der interessanteste Geschäftspartner bzw. die interessanteste Geschäftspartnerin, die ich als Unternehmer habe, ist das Finanzamt. Vorweg: Es geht natürlich nicht ohne. Steuern sind notwendig.

Aber gerade als Gastronom hat man ein sehr interessantes Verhältnis zum Finanzamt. Denn wenn man einen gastronomischen Betrieb anmeldet, ist man plötzlich "unerwartet" ein Unternehmer in einer "bargeldintensiven Branche". Und kennt die Konsequenzen dieser Entscheidung oft gar nicht.

Ich glaube, wenn viele Betreiberinnen und Betreiber gastronomischer Betriebe wüssten, was das in Konsequenz nach einigen Jahren für sie bedeutet, würden sie keine bargeldintensive Gastronomie anmelden. Alternativ würden sie ihr Unternehmen anders aufsetzen, insbesondere ihr Rechnungswesen, die Buchhaltung und Dokumentationspflicht. Aber dann auch erkennen, was für ein oft absurder Verwaltungsaufwand mittlerweile vom Finanzamt verlangt wird, wenn man ein "bargeldintensiver Betrieb" ist.

Bargeld intensive Betriebe: Risiken und Herausforderungen

Bargeldintensive Betriebe wie die Gastronomie stehen oft unter besonderer Beobachtung von Finanzämtern und anderen Behörden. Das ist verständlich, da diese Branchen in der Vergangenheit oft mit unlauteren Praktiken in Verbindung gebracht wurden. Schwarzgeld und Geldwäsche sind die Stichworte. Um beides zu bekämpfen, wurde dem Finanzamt eingeräumt, unsere Betriebe, deine Gastronomie, rechtlich "anders" behandeln zu dürfen.

Konsequenzen und Unschuldsvermutung


Ein wichtiger Aspekt dieser unterschiedlichen Behandlung ist das Aufheben der Unschuldsvermutung. Dieses Grundprinzip eines jeden Rechtsstaates besagt, dass die Strafverfolgungsbehörde die Schuld des Verdächtigen beweisen muss, nicht umgekehrt. Bei Prüfungen von bargeldintensiven Betrieben durch das Finanzamt wird jedoch oft das Prinzip der "verworfenen Buchhaltung" angewendet, was praktisch die Unschuldsvermutung aufhebt. Kurz gesagt: Im Normalfall muss das Finanzamt einen Steuerbetrug nachweisen. Bei bargeldintensiven Branchen wie der Gastronomie ist dies jedoch nicht der Fall. Durch das "Verwerfen der Buchhaltung" darf das Finanzamt schätzen, und du bist in der Pflicht, deine Unschuld zu beweisen. Andernfalls zahlst du.

Hier ist es wichtig, auf die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchhaltung, kurz GoB, hinzuweisen. Diese wurden vor vielen Jahren vom Bundesministerium der Finanzen veröffentlicht und bilden die Grundlage für eine ordnungsgemäße Buchhaltung. Hinzu kommt die neue Pflicht zur Verfahrensdokumentation. Ein "Monster", das oft übersehen wird. Seit 2015 besteht diese Pflicht für jedes Unternehmen und seit 2017 darf diese auch geprüft werden. Um nicht missverstanden zu werden: GoB und Verfahrensdokumentation gelten für jedes Unternehmen in Deutschland. Nur bei anderen Branchen darf die Buchhaltung bei kleinen Fehlern gegen diese recht komplexen Auflagen nicht verworfen werden.


Seit 2022 wird die Verfahrensdokumentation deines Unternehmens bei Steuerprüfungen, unter anderem in Hamburg, geprüft. Auch ich hatte in 2022/2023 eine solche Prüfung in der Lion Barbetriebe GmbH, bei der die Verfahrensdokumentation abgefragt wurde. In bargeldintensiven Branchen lässt die Rechtsprechung in Deutschland das Verwerfen der Buchhaltung seitens des Finanzamtes zu. Das bedeutet, dass das Finanzamt bei Auffinden von Unregelmäßigkeiten oder Fehlern in der Buchhaltung während des Prüfungszeitraums (meist drei Jahre) die gesamte Buchhaltung "verwerfen" darf und eine eigene Schätzung vornehmen kann. Dadurch verliert der Unternehmer die Unschuldsvermutung und die Beweislast wird umgekehrt.

Das Spiel ist meiner Einschätzung nach recht einfach. Auch die Finanzämter wollen und müssen skalieren. Dank der nahezu unerfüllbaren Auflagen der GoB und der Verfahrensdokumentation im gastronomischen Kleinbetrieb kann das Finanzamt ohne großen Zeitinvestition mit Blick auf die realen Zahlen schnell die "Buchhaltung verwerfen". Nun kann Umsatz und Gewinn losgelöst von der Buchhaltung geschätzt werden, und es kommt schneller zum Prüfungsende und zu Nachzahlungen. Bewiesen werden muss da nichts mehr. Zumindest solange du Bargeld annimmst.

Das bedeutet: Wenn du einen gastronomischen Betrieb eröffnest oder betreibst und Bargeld annimmst, läufst du sehr schnell Gefahr, dass das Finanzamt bei einer Steuerprüfung deinen Betrieb ganz anders bewertet als du. Und wenn du deine Buchhaltung zum Thema Bargeld nicht mit einer unglaublich aufwendigen Dokumentation im Griff hast, kann deine Buchhaltung verworfen werden.

Du denkst vielleicht: Ja, der Bruch und die Personalgetränke bzw. die Getränke, zu denen wir Gäste eingeladen haben, sind nicht perfekt dokumentiert, das wird eventuell ein paar tausend Euro Steuern kosten. Währenddessen entscheidet das Finanzamt jedoch, deine Buchhaltung aufgrund dieser eher kleinen Unstimmigkeiten zu verwerfen und schickt dir einen sechsstelligen, existenzvernichtenden Steuerbescheid für deine kleine Bar. Rechtlich abgesichert: Denn du bist ein bargeldintensiver Betrieb.


Um fair zu bleiben: Im Finanzamt arbeiten Menschen. Es gibt verschiedene Arten von Mitarbeitern. Es gibt diejenigen, die die Verhältnismäßigkeiten wahren und einen guten Job machen. Ich habe viele sehr gute Erfahrungen mit dem Hamburger Finanzamt gemacht. Allerdings kenne ich auch viele Gastronomen und Gastronomien, die existenzbedrohliche Steuerbescheide aufgrund der Verwerfung der Buchhaltung erhalten haben. Sobald deine Buchhaltung verworfen werden kann, hast du keine Rechtssicherheit mehr. Es liegt dann in der Hand der prüfenden Person, wie das ausgelegt wird.

Ich frage dich ehrlich: Lohnt sich dieser absurde Aufwand an Dokumentation bzw. die Gefahr der "Buchhaltungsverwerfung" für den Zahlungsweg "Bar", der in meinem Fall 10 bis maximal 20 % des Gesamtumsatzes ausmacht?

Für mich nicht mehr.

Gerade hatte ich eine Steuerprüfung in der Lion Barbetriebe GmbH für die Jahre 2017, 2018, 2019 mit einer Umsatzsumme von ca. 4 Millionen Euro im Prüfungszeitraum.

Ich nehme das "Wunder" vorab. Keine Beanstandungen, keine Nachzahlungen. Das hatte ich noch nie. Dennoch galt es viele Nachfragen zu beantworten. Wir haben bereits sehr viel digitalisiert und dokumentiert. Die Nachfragen zur Verfahrensdokumentation haben auch mich wieder ins Schwitzen gebracht. Wird jetzt die Buchhaltung verworfen? Ein guter Wake-Up-Call. Endlich Bargeld abschaffen und die fragwürdige Ungerechtigkeit, mit der Finanzämter Gastronomien bewerten dürfen, umschiffen.

Daher gibt es eine Menge Punkte, die dir beim Thema Bargeld in deinem Gastronomiebetrieb abschaffen, in den Sinn kommen können: Trinkgeld, Feedback der Gäste, Kosten des Geldverkehrs, praktische Umsetzung usw. Dazu komme ich gleich.

Aber nur ein Grund ist wirklich relevant, und den übersieht man oft. Dieser Faktor kann dich sehr schnell nach 5, 10 oder 15 Jahren unerwartet und jenseits gängiger Rechtspraxis komplett in die Knie zwingen: Solange du Bargeld annimmst, bist du ein bargeldintensiver Betrieb. Und damit droht dir bei jeder Prüfung der absolut unberechenbare "Horror" des Buchhaltungsverwerfens. Das gilt selbstverständlich auch, wenn du keinen Cent "Schwarzgeld" drehst.

Mein Plan zur Abschaffung des Bargeldes im Le Lion


In den kommenden Wochen möchte ich das Bargeld im Le Lion als Zahlungsmittel abschaffen. Wahrscheinlich werden wir das später kommunizieren, aber vorerst parallel laufen lassen, damit sich alles einspielen kann. Neben dem erwähnten Elefanten im Raum gibt es viele weitere Faktoren, die meiner Meinung nach für die Abschaffung von Bargeld sprechen, insbesondere da es bei uns ohnehin wenig relevant ist.

In letzter Zeit kursiert ein Foto auf Social Media mit einem "50-Euro"-Schein, das die Wirtschaftlichkeit von Bargeld erklärt und in vielen Beispielen zeigt, wie Geld durch Gebühren und Kosten bei Kreditkartenzahlungen "vernichtet" wird. Dümmer geht zwar immer, aber dieser Post ist in seiner Naivität schwer zu überbieten. Bargeld bringt viele Probleme und Kosten mit sich. Es ist sinnvoll, diese einmal genauer zu beleuchten und die Prozesse mit den entsprechenden Kosten zu analysieren. Sicherlich handhabt jeder Betrieb das anders.

Hier sind meine Punkte zum Thema Bargeld, speziell auf unser Konzept bezogen. Ehrlich gesagt gibt es "Startkosten" für das Annehmen von Bargeld, die jede Bar beim Bau/der Eröffnung möglicherweise berücksichtigen muss. Ich führe diese Kosten auf, auch wenn sie für bestehende Betriebe nicht relevant sind.

Ein wichtiger Punkt ist die Höhe des Bargeldes. Bargeld muss geschützt werden. Wenn ich als großer Nachtclub nach dem Wochenende viele Zehntausend Euro im Haus habe, geht es um weit mehr als nur einen Safe. Aus Versicherungssicht wäre es beispielsweise fahrlässig, das Bargeld ungeschützt selbst zur Bank zu bringen. Aber diese großen Volumina lassen wir hier vorerst außen vor.

Legen wir los.

Um Bargeld als Zahlungsmittel akzeptieren zu können, benötige ich Wechselgeld. Das bedeutet, dass ich einen Teil meines Kapitals als Wechselgeld vorhalten muss. Je nach Konzept bedeutet dies, dass jemand aus dem Betrieb an mehreren Tagen im Monat Wechselgeld organisieren muss. Als Fun Fact haben nahezu alle Hamburger Banken spätestens seit diesem Jahr Gebühren für die Bereitstellung von Wechselgeld eingeführt. Das bedeutet, dass bei jedem "Besorgen" von Bargeld Kosten durch Gebühren und Zeit entstehen, die du oder dein Personal aufbringen müsst.

Dein Wechselgeld, dein Wechselgeldvorrat und deine Umsätze müssen gelagert werden. Dafür gibt es in der Regel einen Safe im Betrieb (Anschaffungskosten für den Safe). Dabei ist zu beachten, dass Safes bestimmte Schutzklassen haben. Das bedeutet, wenn du mehr Bargeld lagerst, zum Beispiel über 2000 Euro, sind höhere Schutzklassen erforderlich. Oftmals sind Verankerungen und andere Auflagen notwendig. Andernfalls zahlt die Versicherung im Falle eines Einbruchs usw. nicht. Das bringt uns zum nächsten Punkt: die Kosten für die Versicherung. Wenn du Bargeld im Haus hast, steigen die Beträge für deine Versicherung.

Jetzt kommt eine organisatorische Frage: Wir haben zum Beispiel zwei Safes mit hohen Schutzklassen, da wir früher deutlich mehr Bargeld für zwei Bars gelagert haben. Die Frage ist: Wo lagerst du dein Wechselgeld? Wo legt dein Personal den Tagesumsatz ab? Wo bewahrst du die Summe aller Bargeldumsätze, in der Regel deine "Kasse", bis du sie wieder bei der Bank einzahlst? Es könnte nämlich sein, dass du dich dazu entscheidest, dies in zwei Safes zu lagern.

Vor vielen, vielen Jahren wurden wir "Groß" beklaut.Wir haben darüber nie gesprochen. Zu dieser Zeit hatten wir nur einen großen Safe. Dort lagerten Wechselgeld, Tagesumsätze und die Kasse, also die aufgelaufenen Tagesumsätze aus zwei Bars. Einige Mitarbeiter und wir hatten Zugang zu diesem Safe. Eines Tages fehlten einfach +10.000 Euro aus der "Kasse". Dumm - ja, ich weiß. Gerade im Nachhinein. Unser Vorgehen hatte sich über die Jahre einfach falsch entwickelt. Von anfangs "wenig Umsatz" auf "guten Umsatz", dann auch Umsatz von zwei Bars, und immer mehr langjährige Mitarbeiter hatten Zugang.

Und zack: +10.000 Euro waren weg. Es war doppelt hart: Erst einmal: Geld weg. Hart. Und dafür hatten wir eine Menge Kreditkartengebühren zahlen können. Da es aufgrund unserer Leichtsinnigkeit schwer zu erklären war, mussten mein Geschäftspartner und ich die Summe aus unserem versteuerten Privatvermögen ausgleichen. Bedeutet: Geld doppelt weg: +10.000 Euro geklaut. Und dann +10.000 aus Privatvermlögen wieder in die Firma einbringen.

Deshalb haben wir zum Beispiel zwei Safes. Einen für Wechselgeld und das Tagesgeschäft, und einen für die Kasse und die laufenden Umsätze. Wenn du Bargeld annehmen möchtest, überlege dir auf jeden Fall die Infrastruktur und weitere Sicherheitsmaßnahmen wie (vertraglich mit den Mitarbeitern besprochene) Kameraüberwachung etc. Das sind jedoch alles Kosten, Zeit und Aufwand für Planung, Umsetzung und Kontrolle.


Weiterer Kostenpunkt bei Safes: Safebuch. Gemäß den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung (GoB) verlangt es, dass in jedem Safe ein genau geführtes Safebuch liegt. Jeder gastronomische Betrieb muss zu jedem Zeitpunkt "Kassensturz fähig" sein, ansonsten verstößt man gegen die GoB. Das bedeutet, dein Kassenbuch muss täglich geführt werden und in jedem Safe müssen alle Entnahmen, Einlagen usw. dokumentiert werden. Ein völlig absurder Schwachsinn. Anders kann man es nicht bezeichnen. Am Ende des Tages ist es nur ein gewollter Stolperstein, eine Schikane, um deine Buchhaltung schnell verwerfen zu können. Kein Safebuch = Verstoß gegen die GoB.

Nachdem wir also eine Infrastruktur für Bargeld geschaffen haben, muss das Bargeld kassiert, gezählt und eingezahlt werden. Hier entstehen meiner Meinung nach in vielen Betrieben weitere hohe Kosten.

Bei Einzahlungen weht seit 2023 in Hamburg ein recht starker Wind. Nahezu alle Banken haben Gebühren für die Einzahlung von Bargeld auf Gewerbekonten eingeführt. Eine prominente Bank glänzt hier mit 30 Euro Gebühren pro Einzahlung. Fakt ist, die Banken wollen und sollen Bargeld abschaffen. Sie haben ähnliche Probleme wie Gastronomen. Bargeld kostet zu viel Geld. Für uns sind die Kosten des Geldverkehrs, insbesondere die Einzahlungen, wichtig.

Aber bis das Geld bei der Bank ankommt, wurde es bei uns dreimal angefasst und gezählt. Dabei geht oft Zeit verloren, die meistens nicht erfasst wird. Ich fasse das grob unter den Kosten für die "Arbeitszeit Bargeld" zusammen und möchte dies für meinen Betrieb einmal aufschlüsseln:


Tagesabrechnung: Die Bar ist geputzt, die Gäste sind gegangen. Ein Mitarbeiter macht die Abrechnung und kontrolliert die Einnahmen und verschiedenen Zahlungswege wie Bargeld, Karten, Debitoren, Hausbons usw. Zahlungen in der Gastronomie sind keineswegs so einfach wie möglicherweise im Einzelhandel. Tische werden transferiert, weil sich Gäste umsetzen. Es gibt viele Teilzahlungen und getrennte Zahlungen. Es gibt Rabatte, Einladungen und Hausbons. Das Trinkgeld muss separat erfasst und den Mitarbeitern zur Verfügung gestellt werden. Bargeld "verkompliziert" die Abrechnung, denn es ist der einzige Zahlungsweg, der nicht nachvollziehbar ist. Hier liegen die typischen Fehlerquellen der Abrechnung. Aber selbst wenn die Abrechnung normal verläuft, zählt ein Mitarbeiter das Bargeld. In der Regel erfolgt dies im zweiten Durchgang, um das Vier-Augen-Prinzip anzuwenden, bei dem zwei Mitarbeiter gemeinsam zählen, insbesondere wegen des Trinkgeldes.

Das Geld wandert in den Safe. Am nächsten Tag holt unser "Büro" das Geld heraus, zählt es erneut, verbucht alle Umsätze und den Tagesumsatz und führt das Kassenbuch. Das Geld landet schließlich in der Kasse.

Je nach Situation wird das Bargeld einmal pro Woche eingezahlt. Dafür muss ein Mitarbeiter das Geld erneut zählen und zur Bank bringen. Neben den Gebühren kommen hier ein paar Stunden pro Woche zusammen. Hast du es schon einmal ausgerechnet?

Aber neben all den Kosten und dem großen Elefanten im Raum bedeutet Bargeld nach wie vor auch eine Sache: eine große Fehlerquelle bei Abrechnungen, Unstimmigkeiten beim Trinkgeld und meistens sehr kostspielig – vom Personal bestohlen zu werden. Ich weiß, darüber spricht man nicht gerne. Aber auch im Le Lion bin ich selbst schon öfter vom Personal bestohlen worden. Solange Bargeld vorhanden ist, gibt es viele Möglichkeiten, das Gehalt "aufzubessern". Die unehrlichste, aber am weitesten verbreitete, ist das Stehlen vom Trinkgeld der Kollegen. Wenn eine große Bar am Abend beispielsweise 500 oder 1000 Euro Trinkgeld macht, das am Ende des Abends unter allen Mitarbeitern aufgeteilt wird, haben wir schon erlebt, dass es jemanden im Team gibt, der denkt: "Na ja, ich nehme mir schon mal ein paar Euro für mich, ein paar weniger für jeden".


Und das Spiel geht natürlich weiter. Gerade bei komplexen Zahlungswegen mit Teilzahlungen, Bruch, Freigetränken usw. gibt es sehr viele Möglichkeiten, die Abrechnung zu manipulieren und täglich 20, 50, 100 Euro oder mehr verschwinden zu lassen.

Zwei weitere Kostenfaktoren der Bargeld-Annahme sind zum einen der Kostenfaktor (insbesondere die Zeit) durch Abrechnungsfehler und zum anderen der bedauerlicherweise wirklich große Kostenfaktor Bargeld: Diebstahl und Betrug.

So, das sind alle Faktoren, warum ich Bargeld im Le Lion abschaffen möchte. Und jetzt kommst du ins Spiel. Zum einen gibt es natürlich auch Probleme bei der Abschaffung des Bargeldes. Der Hass der Hater, die ihren Frust an Gastrobetrieben statt an der Politik auslassen, ist sicherlich einer, aber der unbedeutendste. Uneinsichtige gibt es immer. Einfach ignorieren.

Rechtliche Fragestellungen: Darf ich das überhaupt? Was ist dabei zu beachten?

Und die größte "Kuh" auf der Eisfläche, wie wir alle wissen: das Trinkgeld. Wie wird sich das verändern? Wie rechne ich das ab, ohne dass das Finanzamt oder die Sozialkassen mir hier den sehr beliebten Strick der "sehen wir durch Ihre Handhabung jetzt als Lohn an" um den Hals legen und eine Nachversteuerung fordern.

Ganz sicher wird die Abwicklung des Trinkgelds z.B. neue Kosten und Arbeitszeit erzeugen. Denn hier ist besonderes Augenmerk erforderlich.

Aber jetzt kommst du ins Spiel. Bevor ich weitermache, würde ich mich freuen, wenn du deine Erfahrungen und deine Gedanken zu dem Thema mit mir teilst.

• Kennst du Betriebe, die bereits ohne Bargeld arbeiten?

• Hast Du bereits das Bargeld abgeschafft?

• Was sind Deine Erfahrungen und Learnings?

• Wie machst Du das mit der Trinkgeldabrechnung?

• Wie ist deine Erfahrung mit dem Finanzamt und Bargeld intensiven Betrieben?

• Welche Vor- und Nachteile siehst du für bargeldlose Betriebe?


Ich freue mich auf dein Feedback. Im nächsten Newsletter möchte ich dann die Lösungen, die wir und andere zu diesem Thema gefunden haben, hier aufzeichnen und die Lösungen, die wir gewählt haben.

Und ich möchte an dieser Stelle noch einmal klarstellen: Ich bin kein Steuerberater oder Rechtsanwalt. Für verbindliche Hilfe kontaktiere bitte eben diese. Und sprich mit ihnen über bargeldintensive Branchen, Verfahrensdokumentation und deine Prozesse. Es geht schließlich um nichts Geringeres als deine unternehmerische Existenz.

Housekeeping, are you sleeping?

Jetzt habe ich noch drei kurze Themen für Dich. Quasi Housekeeping von 7cl-Business. Hoffe, Du bleibst dran.

• Wie die Hamburger Verwaltung aktuelle bei Einzelunternehmungen versagt.

• Eine Podcast-Empfehlung

• Meine Einladung zum Trinken

Here we go:

Steuernummern für Einzelunternehmen in Hamburg

Vielleicht hast du dich gefragt, warum ich so lange keinen Newsletter mehr geschrieben habe. Ehrlich gesagt, habe ich den Fokus verloren. Tatsächlich plane ich, "7cl Business" als kleines Einzelunternehmen zu führen. Ich möchte zum Beispiel einen Podcast mit Unternehmerinnen und Unternehmern starten und ein paar andere Projekte verwirklichen. Dafür werde ich anfangs sicherlich einige Kosten haben und später auch Einnahmen generieren. Das mache ich bei 7cl Business in Form eines Einzelunternehmens mit dem schlichten Namen "Einzelunternehmung durch Jörg Meyer". Zum einen, weil ich das Geschäft liebe, und zum anderen, weil ich, nachdem ich über viele Jahre diverse GmbHs und UGs gegründet habe bzw. immer noch betreibe, immer mehr Gefallen an der Unternehmensform "Einzelunternehmen" gefunden habe.

Ich glaube, das ist der Zeit geschuldet. Ich habe so viel Erfahrung mit "Selbstständigkeit" gesammelt, dass ich keine Angst vor persönlicher Haftung und Verantwortung habe. Außerdem gibt es interessante steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten, die ich im "Kleinen" ausprobieren möchte. Ich rechne bei "7cl Business" nicht sofort mit fünf- oder sechsstelligen Gewinnen. Aber es soll ja alles seine Ordnung haben.

Vor gut zehn Monaten habe ich diese Einzelunternehmen "digital" online bei der Stadt Hamburg angemeldet. Und das hat mir gezeigt, wie katastrophal es um den Wirtschaftsstandort der Stadt Hamburg bestellt ist. Zumindest jenseits der großen Projekte, mit denen sich unser Senat so gerne in den Medien schmückt. Die Online-Anmeldung hat gut 5 Monate gedauert, bis sie bestätigt wurde und ich endlich ein Dokument in den Händen hatte. 5 Monate! Aber viel wichtiger: Ich warte seit gut zehn Monaten auf eine Steuernummer. Mein Steuerbüro fragt alle vier Wochen direkt nach, und die Antwort ist immer die gleiche: Noch ca. 4 Wochen.

Dabei füllt man alle Daten etc. über Elster aus. Es geht um eine Steuernummer. Nichts Kompliziertes. Ohne Steuernummer kann ich keine Rechnung schreiben und keine Vorsteuer anmelden. Also: Ohne Steuernummer kein "Unternehmen". Bislang ZEHN Monate Wartezeit.

Einerseits scheint das von Stadtteil zu Stadtteil verschieden zu sein. Ich kenne zwei Personen, die ebenfalls Einzelunternehmen in Hamburg angemeldet haben, aber ihre Steuernummer bereits nach 6-8 Monaten erhalten haben. Ich warte noch. Das bedeutet für dich als Unternehmerin oder Unternehmer in Hamburg: Wenn du planst, eine Gastronomie in der Innenstadt zu eröffnen und mit einem Einzelgewerbe oder einer GbR zu gründen, solltest du das bereits ein Jahr im Voraus wissen und dein Gewerbe sicherlich 12 Monate vorher anmelden. Absurd. Damit du in Hamburg eine Anmeldung und noch wichtiger eine Steuernummer bekommst, mit der du dann auch wirklich loslegen kannst. Ein absolutes Versagen der Stadt. Der Form halber sei erwähnt: Kapitalgesellschaften werden bevorzugt behandelt. Unsere letzte hat eine Steuernummer nach drei Monaten in Hamburg bekommen. Das zeigt in meinen Augen noch mehr, wie wenig Interesse der Hamburger Senat an kleinen Unternehmen hat.

Podcast-Empfehlung:

Ich war bei Thorsten Beck in seinem Podcast "Unternehmer JAM Session". Wir haben über das Unternehmertum gesprochen. In der ersten Episode geht es u.a. um:

•Der Einzug von Bottled und Batched Cocktails in der Gastronomie.

•Warum es so wichtig ist, dass man in der Selbständigkeit nicht sein "Gefängnis" schafft.

•Warum es so wichtig ist, dass man auch in der Gastronomie nicht nur im, sondern auch am Unternehmen arbeitet.

•Wie man mit unternehmerischen Herausforderungen umgeht.

•Warum nicht jedes gastronomische Konzept multipliziert werden sollte.

[Hier bei Spotify] kannst du "reinhören". Du findest den Podcast auch in deinem Player unter "Unternehmer JAM Session". Der zweite Teil erscheint am kommenden Freitag. An alle Produzenten alkoholfreier Spirituosen schon mal vorab "SORRY". :)

Einladung zum Trinken:

Ich hoffe, ich habe dich schon über einen der Social-Media-Kanäle erreicht, und es steht bereits in deinem Kalender. Am Montag, dem 10. Juli 2023, feiert mein GIN BASIL SMASH seinen 15. Geburtstag. Und das feiern wir auch im Le Lion. Wenn du also in Hamburg bist oder extra dafür kommen möchtest, wird es kein normaler Le Lion Abend, sondern ein sehr grüner Abend sein. Ein Abend mit guter Laune und vielen Basil Smashes, zu denen ich dich gerne einladen möchte.

Ich ziehe meinen Hut vor dir, wenn du bis hierhin gelesen hast. In Zeiten, in denen wir alle 30 Sekunden einen neuen Dopamin-Kick benötigen, ist das bemerkenswert.

Wenn dir der Text, die Idee und die Informationen gefallen haben, bitte ich Dich um einen Gefallen. Leite diesen Newsletter bitte an eine Person aus deinem Netzwerk weiter, die dazu etwas zu sagen hat oder die das interessieren könnte. Sie soll sich für die kommenden Folgen auf 7cl-business.de eintragen. Das würde uns allen helfen, mehr Wissen, mehr Feedback und mehr Ideen zu bekommen, die wir hier vorstellen können.

Und abschließend habe ich eine EIGENWERBUNG für dich. Wenn du ein gastronomisches Objekt betreibst und die gleichen Probleme hast wie wir alle aktuell, zum Beispiel zu wenig Personal, besonders in den stoßzeitenreichen Sommermonaten, dann möchte ich dir SUPASAWA vorstellen. Gerne schicke ich dir eine Flasche zu, damit du es in deinem gastronomischen Betrieb testen kannst. Schicke mir einfach eine E-Mail mit den Informationen zu deinem Betrieb und deiner Adresse, und ich werde dir ein Muster zusenden.

SUPASAWA importiere ich mit meiner Firma Tender-Spirits. SUPASAWA ist eine Art kristallklarer, haltbarer Säureersatz. Anstatt Limetten oder Zitronen zu pressen oder jeden Tag zu überlegen, wie viel du bevorraten musst, löst SUPASAWA dieses Problem. Gerade im Terrassengeschäft, bei Empfängen und Partys kann SUPASAWA dein Leben erleichtern. Oder wenn du dich auf Stoßzeiten in deiner Bar vorbereiten möchtest. Lass es mich wissen. Als gastronomischer Betrieb schicken wir dir gerne kostenlos ein Muster und erklären dir, wie es eingesetzt wird. Der Form halber muss ich erwähnen, dass wir nur innerhalb Deutschlands versenden.

Also, komm am Montag ins Le Lion vorbei und vergiss nicht, mir dein Feedback zum Thema BARGELDLOSE Gastronomie zu schicken.

Mit besten Grüßen

Joerg Meyer